Six degrees of reputation

Zitat des Tages aus Six degrees of reputation: The use and abuse of online review and recommendation systems by Shay David and Trevor Pinch. In: First Monday, volume 11, number 3 (March 2006):

All one needs to take part is access to a computer connected to the Internet and some rudimentary keyboarding skills. No one cares if you have ever written a book review before, what your age or qualifications are and whether you can even write.

Ob Buchrezension oder Weblogbeitrag – das ist gleich, aber dem „No one cares“ kann ich nicht zustimmen. Wenn ich ein Buch bei Amazon kaufe oder ein unbekanntes Weblog lese oder einen Wikipedia-Artikel, bilde ich mir doch ein, anhand von bestimmten Kriterien die Güte (Echtheit) eines Beitrags beurteilen zu können. Welche Kriterien sind das? Schreibstil (Nüchtern-Empathisch), Originalität, Stimmigkeit (paßt der Kommentar zum Produkt), Weltbild (bestätigt der Beitrag mein eigenes rudimentäres Wissen) usw … Kann natürlich auch ziemlich in die Irre führen. 😉

Web of Science vs. Scopus als Themenschwerpunkt der Online-Mitteilungen

Die Online Mitteilungen Nr. 85 (März 2006) sind dem Themenschwerpunkt Web of Science vs. Scopus gewidmet. Die vier veröffentlichten Beiträge wurden am 16. Februar 2006 anlässlich des von der Kooperation E-Medien Österreich organisierten Informationstreffens an der Universität Wien präsentiert.

  • E. Pipp: Vergleich der von Scopus bzw. Web of Science erfassten Zeitschriften (Seite 3-17)
  • B. Wildner: Web of Science Scopus: Auf der Suche nach Zitierungen (Seite 18-20)
  • K. Schneider: Scopus Web of Science: Versuch einer Bewertung aus pharmakognostischer Sicht (Seite 21-24)
  • J. Gorraiz: Web of Science versus Scopus oder Das aktuelle Dilemma der Bibliotheken (Seite 25-30)

BioMed Central: Code of Conduct for Editors

BioMed Central hat einen Code of Conduct for Independent Journal Editors veröffentlicht, der zur Zeit unter den Editoren der independent journals heiß diskutiert wird. Bei der Gelegenheit thematisieren die Editoren auch,

  • dass die auch hier kritisierte Verdoppelung/Verdreifachung der Article Publication Charges zu einem Brain Drain der Autoren führen würde (nicht jeder gehört einer Membership Institution an oder kann sich 1.090 oder mehr Euro leisten oder mutet sich dies zu, wenn er auch in Cell publizieren könnte).
  • dass die BioMed Central-Politik der vielen Neuerscheinungen zu einem „Publishing Cannibalism“ führen würde. Es ist offensichtlich, dass BioMed Central viele Fachgebiete nicht mit einem einzigen (prominenten) Journal besetzt, wie z.B. PLoS, sondern einzelne Gebiete regelrecht mit neuen Titeln „zupflastert“ (siehe Journal of Biology, BMC Biology, BMC Cell Biology, Biology Direct, Cell Division). Was auf der einen (marktwirtschaftlichen) Seite Sinn macht, um die Zahl der Article Submissions (und damit den Marktanteil) zu steigern, verunsichert die Editoren etablierter unabhängiger BMC-Zeitschriften.

Aus diesen Gründen fordern etliche bereits einen Publishers Code of Conduct sowie eine bessere Vertretung unabhängiger Editoren bei BioMed Central. Bricht hier der irgendwie szenetypische Konflikt aus zwischen wiss. Autoren/Editoren (= Idealisten: „Vorwärts mit der Wissenschaft dank Open Access“) und Verlegern (= Kapitalisten: „Vorwärts mit dem Marktanteil dank Open Access“) ? (Wobei Open Access in dem einen Fall mit „freier Kommunikation“ gleichgesetzt wird, im anderen Fall mit „Steigerung des Marktanteils“)

Trotzdem hoffe ich, dass es nur Meinungsverschiedenheiten sind, die sich beheben lassen (und nicht systembedingte Inkompatibilitäten). Wäre doch zu schade, wenn Open Access dadurch ein schlechtes Image bekommen würde (und sich die etablierten Verlage die Hände reiben würden). 🙁 Bin gespannt, ob dies auch bei der APE in Berlin ein Thema sein wird.

Nationallizenzen: Auch bei Wiley keine Medizin lizenziert!

Von Sabine Naujoks:
Zitrone des Jahres an DFG und verhandlungsführende Bibliotheken. Schlimmer kann es gar nicht mehr kommen. Wer hat denn hier in wessen Sinn verhandelt?? Für die Medizin scheint sich keiner eingesetzt zu haben. Ausgerechnet die Medizin: vielgenutzt, sinnvoll und nützlich! Da können die mir noch so viel erzählen von wegen neue Verhandlung, neues Glück in 2000irgendwas – wenn heute ein Arzt Mist baut, weil die DFG lieber einen Chemietitel online zur Verfügung stellt als den vielleicht lebensrettenden medizinischen Titel, dann läuft etwas schief im Staate Dänemark. Dafür habe ich absolut KEIN Verständnis!

Nachtrag: Es scheint wohl weniger an den – fleißig und unter hohem Zeitdruck – verhandelnden Bibliotheken gelegen zu haben, sondern an den zu hoch pokernden Medizinverlagen, dass nicht mehr Medizintitel national lizenziert wurden. Eine bessere Informationspolitik würde solche Mißverständnisse vermeiden helfen. Ein schlechter Geschmack bleibt trotzdem, da STM-Titel – im Gegensatz zu den anderen Fachgebieten – nicht von jedermann genutzt werden können.

Wiley Interscience macht in seinem neuesten Newsletter auf die (von der TIB geschalteten) Seite Nationallizenzen.de aufmerksam. Auf dieser beispielhaft schmucklosen Homepage werden nähere Informationen und ein Anmeldeformular für Mitte März 2006 versprochen. Neun Wiley-Backfiles sind im NL-Projekt enthalten – die UB Frankfurt verrät, welche das sind:

Die Lizenz der Wiley Backfile Collection umfasst 9 Sammlungen mit insgesamt 92 Titeln (zum Teil ab Erscheinungsjahr 1834).

Analytical Sciences Backfiles
Biotechnology, Biochemistry & Biophysics Backfiles
Angewandte Chemie International Edition Backfiles
Chemistry Backfiles
Chemistry Societies Backfiles
Materials Science Backfiles
Polymer Science Backfiles
Numerical Methods in Engineering Backfiles
Cell and Development Biology Backfiles

Ein Kommentar erübrigt sich: Wie auch bei Elsevier wurden keine medizinischen Backfiles eingekauft. :frown: