Eigentlich soll man in der Bibliothek nach Erkenntnis schürfen. Aber über Bücherstapel und Laptops hinweg werden oft tiefe Blicke getauscht. Und auch Telefonnummern. Wer hier nur Bücher leiht, macht was falsch… meldet Spiegel Online.
Librarians could right now …
Zitat des Tages. Mark Funk, Weill Cornell Medical Library, erklärt David Goodman, Palmer School of Library and Information Science, die (reale) Welt:
Goodman: Librarians could right now cancel their most expensive (and not cost-effective) subscriptions for 2007, regardless of tradition; they could then inform the provost that they would like to apply about half this money to help faculty pay author fees, and would she please distribute the money. (explaining that the other half will be used for long-standing library needs that he’s been asking her to fund for years, and will no longer have to ask.)
Funk: Most libraries cancelled their „expensive and not cost-effective“ journals years ago. There are no more „no-longer-necessary“ journals left to cancel. Cancelling titles nowadays means losing titles our users want and need. To use this money to then pay for „Open Choice“ publishing is like robbing five or six Peters to pay one Paul. (Fettdruck durch mich)
BIT-Online über Open Access
Rafael Ball’s Artikel im aktuellen BIT-Online-Heft 9(2006), H. 2, S. 125-129 Green Road – Golden Road: Open Access – The Road to Hell? wurde bereits von Jörg Pleininger Jürgen Plieninger in netbib mit deutlichen Worten kritisiert.
Hier in Ergänzung noch einige Worte zu den (wohl bewußt) provozierenden Thesen Ball’s (auf einen schneidigen Brief Harnads):
Die Wissenschaftler haben lediglich Optimierungswünsche an den Publikationsprozess, etwa im Hinblick auf die Geschwindigkeit des Peer Reviews, die Ausstattung der Artikel. Aber sie haben keine Probleme mit der prinzipiellen Struktur des wissenschaftlichen Publizierens.
Auf der europäischen Verleger-Tagung war genau das Gegenteil zu hören: Die etablierten Verlage tönten unisono, dass Sie ob des Schielens auf Shareholder Values den Kontakt zum Wissenschaftler verloren hätten und nun massiv durch die Open Access-Verleger bedroht würden. Matthew Cockerill wies darauf hin, dass Open Access eine disruptive Technologie ist – disruptive Technologien dienen zur Erneuerung und Verbesserung des Systems.
Das Thema „Open Access“ ist nicht für Bibliotheken und Bibliothekare ein so wichtiges Thema, […] weil den Bibliothekarinnen und Bibliothekaren die anderen Themen auszugehen drohen, sondern wird von Wissenschaftlern selbst intensiv diskutiert. Die DFG – sicher unverdächtig der Open Access-Hörigkeit – fördert den Aufbau einer virtuellen Forschungsumgebung , die nur mit wiederverwendbarer / änderbarer Literatur funktioniert.
Rafaell Ball hat vielleicht auch nicht begriffen, dass Open Access nur Teil einer größeren Bewegung ist, die Jürgen Renn, Max Planck Institut für die Geschichte der Wissenschaft, als „Openness-Bewegung“ bezeichnet. Renn beklagt zu Recht das ungenutzte Potential der neuen Medien durch die überall aufgerichteten Copyright-Zäune und sieht die Lösung in Open Access als „paradigm shift of science“. Vorteile von frei zugänglichen Forschungsergebnissen sind vielfältig, z.B. a) Text Mining, b) Rohdaten und c) Reproducibility. Die durch die neuen Medien möglich gewordene „global connectivity of knowledge“ (Stichwort: the self-organizing web) beschleunigt die Wissenszunahme. Der Prozeß ist nicht technology-driven, sondern user-needs-driven.
In Open Access als „reizvolle“ Alternative zum etablierten Publikationsprozess wird die Tatsache verkannt, dass es mit BioMed Central und PLoS bereits etablierte Open Access-Verleger gibt. Man muß nur über den bibliothekarischen Tellerrand hinausschauen, um die Dynamik dieser Entwicklung zu erkennen. Außerdem existieren finanzstarke Wissenschaftsorganisationen, die – bei entsprechender politischer Unterstützung – mit einem Handstreich alle Publikationen ihrer Antragssteller (bei der NIH 60.000 im Jahr) einsammeln und über etablierte Server (PubMed Central) zur Verfügung stellen können.
Open Access hat nichts mit Bibliotheken zu tun, wie auch Peter Suber immer wieder betont. Dass Bibliotheken durch Open Access Geld einsparen könnten, ist weder beabsichtigt noch wahrscheinlich. Open Access wird nicht dadurch zum Rohrkrepierer oder Durchstarter, dass sich Bibliotheken erfolgreich oder erfolglos daran beteiligen, wie Ball zu beweisen versucht.
AGMB-Jahrestagung in Jena: Anmeldung offen
Aus medibib-l: Das Anmeldeformular für die Jahrestagung 2006 in Jena steht jetzt online zur Verfügung. Unter der Tagungshomepage einfach den Button „Anmeldung“ anklicken und das Formular ausfüllen. Die Bestätigungsmail enthält alle erforderlichen Kontodaten, die für die Überweisung nötig sind und gilt gleichzeitig als Rechnung.
Adjustierte Fakultätenrankings
(Erklärung der Grafik s.u.)
Zimmermann, Thomas; Wegscheider, Karl; Bussche, Hendrik van den nehmen in Medizinische Fakultäten: Der Ausbildungserfolg im Vergleich (I) (Deutsches Ärzteblatt 103, Ausgabe 25 vom 23.06.2006, Seite A-1732 / B-1480 / C-1432) die üblichen Rankings von Wissenschaftsrat und IMPP (z.B. nach der Erfolgsquote im Physikum) auseinander.
Die 4-Semester-Erfolgsrate sinkt mit steigendem Ausländeranteil (p = 0,0003, erklärt 29,7 Prozent der Fakultätsunterschiede) und höherem bundeslandspezifischen NC-Wert (p = 0,0133, Erklärungswert: 14,6 Prozent). Ebenfalls gibt es einen Trend zu niedrigeren Erfolgsraten mit wachsender Größe der Stadt (p = 0,093). Frauenanteil und Größe der Fakultät hingegen weisen keine signifikante Assoziation mit der 4-Semester-Erfolgsrate auf.
Als „Spitzengruppe“ schälen sich in dieser Untersuchung die Medizinischen Fakultäten der FU Berlin, Freiburg, Würzburg, Marburg sowie – eingeschränkt – Hannover und Regensburg heraus.
Censorship of medical journals
In der letzten Ausgabe des BMJ: Joel Lexchin and Donald W Light: Commercial bias in medical journals: Commercial influence and the content of medical journals BMJ 2006 332: 1444-1447
Ein Kommentar dazu von Steve Hickey: Censorship of medical journals BMJ 2006;333:45.