Bibliotheken können „mediscript“ nicht mehr ausleihen

CoverHE1009

mediscript – die „optimale Prüfungsvorbereitung“ für das Physikum und Hammerexamen – wird nicht mehr von Bibliotheken angeboten werden können. Das liegt zum einen daran, dass die Buchversion wegfällt oder schon länger wegfallen ist. Nun können auch die (neuen) DVDs nicht mehr verliehen werden, da sie nur noch für einen PC freischaltbar sind. Dies fängt an mit dem Hammerexamen, Verkaufsstart 28.1.10.

In einer Stellungnahme von Elsevier wird deutlich, dass – wenn wundert’s – der Verlag das unerlaubte Kopieren und Weitergeben der CD innerhalb der eng vernetzten Studenten nicht länger hinnehmen wollte. Der CD-Kopierschutz war dazu offensichtlich nicht verläßlich genug bzw. führte zu Abstürzen. So hat man sich dazu entschlossen, die neue DVD mit einem Onlineschlüssel an einen und nur einen PC zu binden.

Leider können wir keine Bibliotheksversion ohne Freischaltcode anbieten, das Programm wäre dann frei verfügbar und ohne Einschränkung von einem Rechner auf den nächsten kopierbar. Diese Lösung betrifft vorerst nur die aktuelle Hammerexamen DVD (inkl. Examen 10/09), für künftige Programmversionen (Physikum und Hammerexamen) entwickeln wir parallel institutionelle Lösungen. In Abwägung der Vorteile für den Einzelnutzer gegen die Möglichkeit der Ausleihe haben wir uns bei der aktuellen Ausgabe für die deutlich verbesserte Programmqualität entschieden.

Die institutionellen Lösungen, die hier angesprochen werden, beziehen sich offensichtlich auf Pläne Elseviers, nach Thieme und Springer auch ein Onlineportal für medizinische Prüfungen aufzubauen.

Kommentar:
Aus der Sicht des Verlags ist die Entscheidung nur allzu verständlich, da man hofft, die durchs Kopieren verloren gegangenen Einnahmen wieder zu bekommen. Die leidige Restriktion, nur auf einem Rechner arbeiten zu können, ist jedoch kontraproduktiv. Werden Studenten zu Konkurrenzprodukten wechseln wie der Schwarzen Reihe oder zu Portalen? Zudem ist zu berücksichtigen, dass die Einnahmen durch Bibliothekskäufe wegfallen sowie die mit der Ausleihe einhergehende Produktbewerbung.

Aus der Sicht von Bibliotheken ist höchst bedauerlich, das nun eine wichtige Ressource der Lehrbuchsammlung nicht mehr angeboten werden kann. Studenten können generell nicht mehr die Erwartung hegen, sich alle gängigen Werke auch in der Bibliothek ausleihen zu können, müssen also selber wieder tiefer in ihre Tasche greifen und werden vielleicht stärker auf Bibliotheken einwirken, Portallösungen einzukaufen.

Elsevier hatte bereits mit dem StudentConsult-Modell bibliotheks-inkompatible Mehrwerte eingeführt. Auch die E-Lehrbuch-Lösung von Elsevier verzichtet zugunsten von Inhaltssicherung auf offene Formate (PDF). Sollte sich dieses Geschäftsmodell bewähren, könnten andere Verlage auch auf den Gedanken kommen, durch DRM-Massnahmen und softwaretechnische Abschottungen ihren Kundenkreis zu binden bzw. zu erweitern. Ob dabei bewußt Bibliotheken umgangen werden, um dies zu erreichen, entzieht sich meiner Kenntnis, wird aber in Kauf genommen. Wie sieht die Zukunft aus? Bin gespannt auf Ihre Kommentare.