Lernstress + Lange Öffnungszeiten = Library Dance Parties

Das Library Journal warnt uns dankenswerterweise vor einer neuen sozialen Bewegung (buchstäblich!) in Bibliotheken: As Finals Approach, Students De-Stress at Library Dance Parties. Hier ein ganz besonders nettes Event: Um die Ruhe in der Bibliothek nicht zu stören, macht man halt einfach eine „silent dance party“: … students gathering at an appointed time and place, dancing with headphones and listening to music synchronized to a starting signal …

Hintergrund ist der immense Stress gerade in den Examenswochen (s.a. JMU East Campus Library Flashmob). Durch die – jetzt möglich gewordene – nächtelange Lernerei in der Bibliothek staut sich da wohl etwas auf, dass einfach nur raus muß! Die Studis sind nicht doof, suchen sich ein Ventil und verabreden sich in StudiVZ oder Facebook zu Flashmobs. Wo? Natürlich in der Bibliothek, da macht es am meisten Spass. Endlich kann man mal all das tun, was einem die sturen Bibliothekianer immer verbieten: Laut sein, Schwitzen, unkorrekt anziehen, Singen, Musi, Unsinn, Gruppengetöse, Auf dem Tisch tanzen, Zusammenrottungen aller Art. Ich bin so etwas zwiegespalten zwischen „Na denn, viel Spaß!“ und „Um Gottes Willen, wenn da mal ein Geländer nachgibt und die Massenpanik ausbricht.“

Aus den Kommentaren wird deutlich, dass die Bibliothek als repressive Organisation empfunden wird, deren „Regeln“ man als Beschränkung empfindet. Das ganze „Sich-Benehmen-Müssen“ wird als zusätzlicher Stress zum Prüfungsstress wahrgenommen. Vermutlich wissen die Flashmobber aber genau, dass es ohne diese Regeln nicht geht, dass sie ohne diese Regeln nicht Lernen könnten (aber Lernen ist ja auch verhaßt 😉 ), trotzdem (oder gerade deswegen) wendet sich der Frust, die wochenlange Kontrolle des Überichs, zum Schluß ins Gegenteil. Ist das typisch amerikanisch?

Dass die Welle auch nach Deutschland überschwappt, war nur eine Zeitfrage, erste Raver machten Party in der FH Kempten Bibliothek, leider nicht ganz so leise wie oben…, oder in Greifswald. Hier in Münster sind wir jedenfalls ganz relaxt: Angesichts unserer westfälischen Mentalität kann solch ein Unfug hier NIE passieren! 😉

Allerdings die Berliner könnten uns auch mal über die Flashmobs bei sich im Hause informieren, warum muß man so ein Juwel immer erst auf YouTube finden??

charite

PS: Neben Flashmobs engagiert sich die überaus rührige Charité-Fachschaft auch bei Besetzung eben dieser Bibliothek:

Während des gesamten Wochenendes wird die Bibliothek geöffnet bleiben. Ihr seid dort gerne willkommen um gemütlich beisammen zu sein, zu diskutieren, lernen oder einfach nur die Aussicht zu genießen. Auch nachts könnt ihr in der Bibliothek bleiben, bringt einfach einen Schlafsack und eine Isomatte mit. Wir versuchen euch auch abends immer ein spannendes Rahmenprogramm zu bieten!

Das ist doch nix Besonderes, das läuft bei uns immer…

PS: Wen’s interessiert, in obigem Fachschaftsforum ist auch die Ankündigung der Bibliothek zu finden, ab 2010 1/2 Mio. Euro einsparen zu müssen. Die nachfolgende Diskussion (Öffnungszeiten vs. Neue Bücher) ist ganz interessant. Gottseidank haben wir noch Studienbeiträge, aber das kann jedem passieren.