Elsevier feiert unter dem Titel Elsevier And Thieme Publishers Secure Victory Against International Digital Pirates einen Sieg gegen Copyright-Piraten. [via EAHIL Journal] Soweit sogut. Könnte man weiterblättern, wenn da nicht Details wären, die einen stutzig machen. Der Bösewicht kam aus Vietnam und bot Professoren Zeitschriften an. Keine Info, was für Titel, in welcher Form und zu welchem Preis, aber ich vermute mal, dass es Abonnements waren und dass sie preiswerter waren als bei Elsevier. Der Pressebericht gibt sich hier sehr zugeknöpft. Als erstes denkt man natürlich an PDFs, die lassen sich in Vietnam als HINARI-Band 1-Land leicht beschaffen. Verschickung per Email – einfacher geht’s nicht. Aber so war es nicht, denn der Copyright Infringer hat einen Gehilfen bei der Post gehabt. Oha, Post? Dann hat er also Zeitschriftenhefte verschickt! Ok, hier gibt es offensichtlich eine Gewinnspanne, da die Preise die Herstellungskosten bei weiten übertreffen. Aber wie hat der Gauner es bewerkstelligt? Hat er die PDFs ausgedruckt oder Zeitschriftenhefte kopiert, anschliessend noch gebunden? Das Geschäftsmodell ist – hat man es einmal vor Augen – wirklich sehr naheliegend und man wundert sich, dass man als Bibliothek noch keine entsprechenden Angebote von der Nigeria-Connection bekommen hat. Aber die fangen wohl erst mit Summen jenseits der Millionen an.
Was bezweckt Elsevier mit diesem News-Item?
The apprehension, confession, and fining of the infringer represents a substantial victory for academic publishers in the on-going fight against global digital copyright infringement… This victory also reflects the long-term commitment of Elsevier and Thieme Publishers to aggressively identify and stop all forms of piracy wherever and whenever it occurs. (Fettdruck durch mich)
Global digital copyright infringement? Hat uns Elsevier hier was verschwiegen? Existiert etwa eine geheime weltweite Kopier- und Binde-Industrie, die fleissig an den Profiten der Verleger knabbert? Oder sind etwa die Wissenschaftler gemeint, die Verlags-PDFs als preprints verschicken und auf ihre Homepage stellen? Oder Bibliotheken, die Privat-Abos ins Regal stellen? Und ich Naivling dachte immer, der Feind Nr.1 der Verlage ist der Student, der E-Books kopiert und weitergibt. Die Botschaft der News ist auf jeden Fall sonnenklar: Pass auf und leg dich ja nicht mit uns an!
2 comments for “Elsevier und die Vietnam-Connection: Ein neues Geschäftsmodell”