Geschäftsmodelle für e-Books gibt es ja wie Sand am Meer. Es ist zur Zeit so ähnlich wie im seeligen ARD-Frühschoppen (4 Journalisten aus 5 Ländern): Es gibt mehr Geschäftsmodelle als Anbieter. Ein bekannter deutscher Verlag (Elsevier Deutschland) kommt nun mit einem ganz besonderen Modell auf den Markt: Die offenkundige Aufspaltung des Marktes in Bibliotheken (die kriegen die unbeliebten Monos) und Studenten (die kriegen die beliebten Lehrbücher). Der Verlag verfolgt ja damit – auch wenn er einen anderen Ansatz verfolgt – ähnlich wie Thieme das Ziel, zusätzliche Märkte zu erschliessen ohne die bestehenden zu gefährden. Würde ich ja auch so machen. Mir stellt sich nun aber die Frage, ob es taktisch klug ist, diese Marktpolitik bzw. diesen Versuch einer solchen durch den Kauf eines unbeliebten Mono-Pakets zu unterstützen, auch wenn dies kurzfristig die Literaturversorgung auf dem Campus verbessern würde?
Verlag | Modell | Bündelung | Inhalte | Preis pro Buch | Kosten pro Nutzung |
---|---|---|---|---|---|
Elsevier Deutschland | Kauf | Jahrespaket | kaum Lehrbücher | ca. 110€ | 1,00 – 2,00€ (geschätzt) |
Springer | Kauf | Jahrespaket, Subject Collections | alles | ca. | ca. 0,40 (Lehrb.) – 1,00€ (Monos) |
Thieme | Lizenz, Titel werden aktualisiert | einzeln auswählbar | meist Lehrbücher | ca. 300€ pro Jahr | ca. 0,40-0,60€ |
Thieme | Kauf | 426 Titel in 14 Fachpaketen (Internisten, Anästhesie, Orthopädie, …) | Monos, keine Lehrbücher | 160€ pro Jahr (von 80€/y Allgemein- medizin bis 300€/y Urologie) = 2,2-facher Printpreis | >1 € (geschätzt) |
Elsevier (ehemals unbekannt) | Lizenz | 24 Titel (individua- lisierbar, Verlinkung, Notizen) | Lehrbücher | ca. | 1-2 € (geschätzt) |
UTB Uni- taschen- bücher | nutzungs- basierte Lizenz | 300 Titel, darunter ca. 10 biomed/psycho (nach Registrierung individua- lisierbar, Notizen, Lesezeichen), kein Download, Kopien kostenpflichtig >10.000 Zeichen, Druck funktioniert zZt nicht | Lehrbücher | 28 Cent pro Aufruf eines Buches | 0,28 € |
Nachtrag: Wir haben uns gegen dieses Paket entschieden. Nicht nur aus den erwähnten Gründen. Ich denke, dass nach den Anfangsjahren des e-Book-Rauschs, wo man froh war, dass überhaupt etwas angeboten wurde, nun eine Zeit folgt, in der wieder sorgfältiger ausgewählt werden kann (und muß). Das Angebot von Elsevier Deutschland gehört auch deshalb nicht zu den „Must-haves“, weil die Bücher in Science Direct schlecht erschlossen sind und im großen Angebot untergehen. Es gibt kein vernünftiges dediziertes Portal, wie Elsevier es für die StudentConsult-Bücher so liebevoll aufgebaut hat. Auch dies ein Hinweis darauf, wo die Prioritäten liegen.
Nachtrag 8.4.09: Nun bietet Thieme auch seine Monographien an – als Kauf. Und Elsevier bietet seine Lehrbücher an – als Lizenz. So wird munter weiter experimentiert…
Nachtrag Juli 2010: Elsevier hat die Preise im Konsortium deutlich reduziert und liegt damit bei 1-2 Euro pro Zugriff.