Science Blogging 2008 London: After work perspectives


Nach dem Farewell ging’s in den Pub. Dort fand ich mich auf einmal zwischen Bertil und Viktor wieder, obwohl ich eigentlich mit Grrlscientist sprechen wollte. Søren Bertil Fabricius Dorch, wie er mit vollem Namen heißt, ist Honorary associate professor in Computational Astrophysics at the Niels Bohr Institute, University of Copenhagen, und leitet die Natural and Medical Science Faculty Library, Copenhagen University Library. (CUL North ist die ehemalige dänische Nationalbibliothek für Medizin oder zumindest ein Teil davon, wenn ich richtig verstanden habe.)

Nach einem kleinen Ausflug in die Niederungen der Genealogie – seine Familie ist wie die meinige aus religiösen Gründen vertrieben worden, wenn auch ein paar Jahrhunderte früher -, erzählte er mir, wieso er bloggen würde: Sein Chef hätte es ihm aufgetragen. Ein Blog über Open Access wäre doch hip! Keiner wußte aber überhaupt irgendwas über Blogs, Bertil schaute sich also aufmerksam um und benutzte schlußendlich das CMS der Bibliothek, um mit ihm eine Webseite zu erstellen, die einem Blog so ähnlich wie möglich sehen sollte. Ich finde, das ergebnis läßt sich sehen!
Angeregt durch die – auch in meinen Augen – hervorragende Open Access-Seite der UCLA – Office of Scholarly Communication, möchte die CUL ihren Forschern außerdem noch gerne eine ähnlich hochkarätige Informationsseite zur Verfügung stellen – viel Erfolg!

Sich mit Viktor zu unterhalten, war noch ein Tacken interessanter, wen man das überhaupt sagen kann. Gerade von Weimar nach London umgezogen, sprach er zum einen hervorragend Deutsch (meine rechte Gehirnhälfte, oder die linke?, jedenfalls die Seite, die für die englische Sprache zuständig ist, hatte mittlerweile längere Aussetzer), zum anderen hatte er eine faszinierende Geschichte zu erzählen: Seine Firma hatte gerade vor zwei Wochen eine neue (erste?) Version ihrer freien Desktop-Software Mendeley herausgebracht (Manage and Share Research Papers – Discover Research Data), eine Art „iTunes für PDF“ – mein Thema zur Zeit! Es ist ganz einfach: Man füttert Mendeley Desktop mit den PDFs auf seiner Festplatte. Das Programm extrahiert dann die Metadaten aus dem PDF und erstellt daraus Titelaufnahmen mit verlinkten PDFs. Diese digitale Bibliothek läßt sich mittels Mendeley Web mit anderen Kollegen teilen. (Auf meine Frage hin „Was ist mit dem Copyright?“ wurde die Diskussion sehr interessant. Naja, ich hindere keinen daran, der unbedingt in die Fußstapfen von YouTube treten möchte…) Statt also den Reprint umständlich herauszusuchen, genügt in Zukunft ein Mausklick, der Rest macht das System.

Die Zukunft stellen die bei Mendeley sich übrigens so vor: Es gibt keine Bibliotheken mehr, deren Verteilungsfunktion hat Mendeley übernommen. Lediglich für das Bezahlen der Journals braucht man noch Bibliotheken. Ok, das könnten dann aber auch die Beschaffungsstellen der Kliniken machen oder die Apotheke, das habe ich mir schon immer so vorgestellt. Die NLM und ihre Indexbibliothekare braucht es auch nicht, denn es gibt kein PubMed mehr, weil ja die Metadaten und der Volltext direkt aus den PDF extrahiert werden können.