Stammzellen, Wissenschaft und Blogger-Journalismus

Prof. Schöler ist nicht nur Stammzellpapst in Deutschland sondern forscht auch noch in Münster, am dortigen Max-Planck-Institut für molekulare Biomedizin. Aber nicht deshalb wurde ich bei seinem Artikel in der FAZ hellhörig (Hans Schöler: Von Zensur ist nicht die Rede, FAZ 23. Juli 2008), sondern weil es um die Kommunikation in der Wissenschaft geht, ein Thema, dass mich schon länger interessiert und spätestens seit der Anmeldung zur Konferenz Science Blogging 2008 in London (medinfo berichtete) ganz gepackt hat. Meine erste Frage war: Was treiben die Wissenschaftler da eigentlich genau in ihren Blogs – Ist das Wissenschaft oder Post Review oder Wissenschaft-News oder Wissenschaftsjournalismus?

Was ich bisher gesehen habe, ist keine Grundlagenforschung, wie sich das Otto Normalverbraucher vorstellt: Es werden keine Labortagebücher geführt oder Experimente vorgestellt oder Hypothesen diskutiert (außer vielleicht bei den Soziologen, aber da weiß man nie, ob es ein Essay oder eine Arbeit ist 😉 ). Soweit ich jedenfalls gesehen habe, ist das die Mehrzahl – laße mich gerne korrigieren.

Wie dem auch sei, angesichts der bereitwillig schreibenden, bloggenden, mitteilsamen Zunft (z.B. auf scienceblogs.com – „an experiment in science communication“) mutet Schöler’s Forderung „für wissenschaftliche Vorträge über noch unveröffentlichte Forschungsergebnisse auch hierzulande eine Vertraulichkeitsverpflichtung einzuführen“ („nach neuen Taburäumen für die Berichterstattung“ wie es die FAZ so schön anmoderierte) reichlich antiquiert an, aber er hat gute Gründe (um die es jetzt aber nicht geht).

Anmoderation (FAZ):

Was aus der Wissenschaft wann an die Öffentlichkeit gelangt, gilt als geregelt. Doch die Zeiten ändern sich – die Spielregeln auch? Massenkommunikation und Open Access hier, Exklusivitätsansprüche großer Journale, Patentschutz und geistiges Eigentum dort – viele Wissenschaftler sehen sich in der Tat wachsender Konkurrenz und zunehmend widerstreitenden Interessen ausgesetzt.

Was hat Schöler nun mit den Science Bloggern zu tun?

1. Schöler befürwortet eine Trennung in (für Journalisten und vermutlich auch für Blogger) geschlossene und offene Tagungen. Letztere bilden eine Plattform, „auf der Forscher über Befunde berichten, die bereits gründlich überprüft und in der Regel auch schon in einem Fachjournal veröffentlicht worden sind. Das hat einen großen Vorteil: Dadurch, dass Wissenschaftsmagazine wie Science oder Nature mit dem Peer-Review-System die Daten auf ihre Stichhaltigkeit untersucht haben, sind Irrtümer und Fehler vergleichsweise selten.“

2. Schöler befürwortet das Reden von Tacheles: „Doch dieses Hinterfragen von Daten beflügelt die Forschung und ist essentiell für die Entwicklung der Wissenschaft und des Wissenschaftlers. Zudem ergeben sich aus den Gesprächen oft ein reger, weit über die Tagung hinaus gehender fachlicher Austausch und wichtige neue Kooperationen.“ Dies findet aber leider viel zu selten statt, weil man Angst hat sich zu blamieren. Und auch hier kommen wieder die Blogger ins Spiel. Sie könnten eine solche diskussionsfreudige Plattform zur Verfügung stellen. Ob sie nur geschlossen bloggen wollen, wage ich zu bezweifeln, aber geschlossene Foren gibt es ja genug.