LWW-Konsortium via FAK: AHA mit sechs neuen Titeln

Während es demographisch in Deutschland zur Zeit düster aussieht – Kinder sind teuer -, geht wenigstens auf einem Gebiet seit einigen Jahren die reproduktionsbiologische Post ab: Zeitschriften vermehren sich wie wild und keiner fragt danach, wer das bezahlen soll. Nein, die Frage der Aufzucht ist längst geklärt: Das machen doch immer die braven Bibliothekare! Die folgen bedingungslos dem Diktat den drängenden Wünschen ihrer Benutzer – neudeutsch auch gerne Kunden genannt – und subskribieren auf Teufel komm raus die neugeborenen Cash-Cows.

Wenn dann ein überaus renommierter Verlag innerhalb weniger Jahre durch Lancierung von überteuerten Offsprings sein Titel-Portfolio verzigfacht hat, dann mag das noch angehen – wenn aber derselbe Verleger dann zwei, drei Jahre später die Preise mir-nichts-dir-nichts um 40% erhöht, „weil die Ursprungspreise zu niedrig waren und der avisierte Listenpreis nicht errreicht wurde“, dann fällt mir ob solchem offen (schamlos?) propagiertem Kapitalpatriotismus einfach nur die Klappe runter: Das System ist einfach nur monopolistisch und hat überhaupt gar nichts mit sowas wie freiem Markt zu tun. Der ein oder andere Verlag nutzt diese Marktmechanismen einfach nur ganz logisch, brutal und clever zu seinen Gunsten aus. (Aber wehe, wenn die Autoren aufwachen!)

In Parenthese: Heute bekam ich doch tatsächlich den Anruf einer global operierenden Unternehmensberatung „mit den Schwerpunkten Strategie und Marketing“, die ein White Paper erstellen wollen, wie man den Bibliotheken über die Studiengebühren noch mehr Geld aus der Tasche ziehen kann. Zufall wahrscheinlich, das Elsevier dort Referenzkunde ist.

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Aber Spaß beiseite: Die Zeichen der Zeit erkannt hat auch die altehrwürdige American Heart Association, die ihr Flagschiff Circulation mal eben schnell in sieben Titel aufspaltet. Pun, ehh Profit intended.

Da Circulation der Apetizer unter den 96+10 LWW-Titel ist, die über das FAK-Konsortium von vielen Medizinbibliotheken lizenziert werden, müssen die sechs neuen Titel Circulation: Arrhythmia and Electrophysiology (1. Heft: April 2008), Circulation: Heart Failure (1. Heft: Mai 2008), Circulation: Cardiovascular Imaging (Coming in July), Circulation: Cardiovascular Interventions (Coming in August), Circulation: Cardiovascular Quality and Outcomes (Coming in September), Circulation: Cardiovascular Genetics (Coming in October) sofort in die 96+10-Liste rein. Jeder weiß, dass diese Titel spätestens in zwei Jahren hervorragende Impact Faktoren haben werden. Unter den 106 LWW-Titeln sind dagegen genug impaktlose, nutz(ungs)lose Marginalien, die getrost dafür ausgesondert werden können. Ovid, seid ihr flexibel? Dann her mit den neuen Journals!