Solche Forscherfragen erreichen uns hin und wieder: Gibt es eine allgemeingültige Regelung, wie/ob man als Autor PDF-Dateien (analog dem Sonderdruck auf Papier) auf gezielte Einzelanfrage versenden darf? Bisher habe ich nach Möglichkeit eine gedruckte Version versandt, da ich von einem generellen Verbot ausgegangen bin, jedoch ist dies sehr zeit- und kostenaufwändig, sowie langsam. Von einigen Kollegen habe ich gehört, sie würden die PDF-Dateien versenden. Ist dies gestattet, so dass ich künftig „elektronisch“ reagieren kann?
Ich habe daraufhin mal bei verschiedenen Verlagen nachgefragt. Im Prinzip regelt das wohl jeder Verlag anders.
Generell kann man sich ziemlich sicher sein, dass a) es jeder macht und b) die Verlage das wissen und stillschweigend dulden – was sollen Sie auch sonst machen? Es gibt keine technische Chance das zu kontrollieren. Eine restriktive Politik ist aber mit oder ohne Kontrolle aus meiner Sicht ein Eigentor: Mit Kontrolle ginge ein Aufschrei der Entrüstung durch die Forschergemeinde, ohne Kontrolle fühlen sie sich zumindest bevormundet/behindert. Ob sie dann auch woanders publizieren ist fraglich (dazu ist die Forschergemeinde wohl zu konservativ), dann wird eher die Guerillataktik angewendet und der PDF einfach ohne Erlaubnis versendet – man hat ihn ja schließlich selber geschrieben und damit – zumindest ethisch gesehen – ein gewisses Eigentumsrecht daran.
Ich halte Sie über die Antworten der anderen Verlage auf dem Laufenden, wer zur Zeit in Punkto Marketing & Kundenfreundlichkeit führt, sehen Sie unten:
| Verlag | Policy | Points* | ||
|---|---|---|---|---|
| Elsevier | yes, no fee | not provided, allowed, no fee | easy accessible, clear language | 6 |
| Karger | not provided, permission needed | not provided, permission needed | clear | 1 |
| Lippincott / Ovid | yes, no fee | not provided, allowed, no fee | only informal, see below | 4 |
| Nature | yes, fee | provided, not allowed, fee | lenghty, difficult to understand | 3 |
| Springer | journal specific | journal specific | no written only informal, see below | 0 |
| Thieme | yes, no fee (self-copy) | not provided, not allowed | burried in the AGBs, one has to ask | 3 |
| Wiley | yes, fee | not provided, allowed, no fee | not complete, only pieces are online | 3 |
One point each for an offer, one additional point for a free offer. Maximum of 6 points.
- Elsevier: Elsevier erlaubt es explizit unter dem Titel „Akademischer Austausch von Artikeln“: Autorisierte Benutzer mit gültigen ScienceDirect-Lizenzen dürfen Auszüge aus lizenzierten Inhalten, z. B. einen Artikel, zu Studienzwecken oder für die akademische Forschung per E-Mail oder in Druckform an Kollegen übermitteln. Die Empfänger dieses akademischen Austauschmaterials müssen selbst nicht an ein Institut mit einer Lizenz für den Zugang zu von Elsevier veröffentlichten Zeitschriften angeschlossen sein.
- Karger:
Nach mündlicher und schriftlicher Auskunft von Frau Holmes, Rights and Permissions Depart. muß jeder, der ein reprint request erfüllen will, sich bitte vorher an den Verlag wenden. Dies gilt auch für Electronic Reprints Requests von Kollegen nach einem einzelnen Artikel. Karger handhabt es sehr kulant, besteht aber auf diesem Weg. - LWW / Wolters Kluwer:
Persönliche, einzelne Kopien in „kleiner Stückzahl“ dürfen kostenlos und auch aus der Onlineversion erstellt und weitergegeben werden, auch elektronisch versandt. Bei uns spricht man von Reprints, wenn größere Stückzahlen auf einmal (5 und mehr) versandt werden sollen oder zu kommerziellen Zwecken versandt werden. Dann wird eine Fee fällig, die vom jeweiligen Journal und vom Artikel abhängig ist. Da Sie schreiben „auf gezielte Einzelanfrage“ kann dies also
eindeutig mit „ja, auch elektronisch, kostenlos“ beantwortet werden. - Nature: Nature hat sich was ganz … hm … Elegantes ausgedacht. Hier kann man nicht nur gedruckte Reprints kaufen sondern auch elektronische Reprint-Aufrufe(!): Encrypted PDFs can be purchased for your website. These PDFs are sold in lots of 100 views (usage is calculated by IP address) or on a limited-time basis. They require the end-user to install a one-time plug-in to Acrobat Reader. [Und jetzt wird’s kompliziert:] PDFs encrypted for web download can not be emailed. Only e-print PDFs which are specially created can be emailed to multiple users (as in email alerts). Each PC user who opens it will count as 1 view.
Punktabzug für a) die umständliche Erlaubnis/Bezahlprozedur, b) die Unkalkulierbarkeit der Kosten durch Bindung an die Zahl der Aufrufe und c) den Zwang auf Leserseite, eigens einen Plugin zu installieren. - Springer:
Bei Springer gibt es wohl keine generelle Policy, was die Einzelnutzung durch Autoren betrifft. Von den Ansprechpartnern wurde man immer wieder auf den Herausgeber/das Lektorat der jeweiligen Zeitschrift verwiesen. Die sympathischste Auskunft war, dass den Autoren auf Anfrage eigentlich immer kostenfrei PDFs zum privaten Gebrauch zur Verfügung gestellt werden und: Wo kein Kläger, da kein Richter. Auf der Webseite ist nichts zu finden ausser einer ähnlichen Verkaufsschiene wie bei Nature: Firmen können elektronische Reprints en masse bestellen. Für das Minimum von 50 Stück bezahlt man 200 Dollar, nach oben hin gibt’s rabatt. After publication of your journal article, electronic (PDF) reprints may be purchased by arrangement with Springer and Aries Systems Corporation. The PDF file you will receive will be protected with a copyright system called DocuRights®. Purchasing 50 reprints will enable you to redistribute the PDF file to up to 50 computers. You may distribute your allotted number of PDFs as you wish; for example, you may send it out via e-mail or post it to your website. You will be able to print five (5) copies of your article from each one of the PDF reprints. - Thieme: Thieme’s untersagt die Weitergabe der Print- und Onlineversion generell und verweist auf die Lizenzvereinbarungen mit den Bibliotheken und die AGB für Thieme-connect, nach denen die Emaillieferung von PDFs nicht gestattet sei: § 4: Die Nutzung der Online-Version der Publikationen ist unzulässig (i) wenn es sich um irgend eine Form gezielter oder systematischer Bereitstellung oder Verbreitung von Teilen oder Artikeln der Online-Version der Publikationen handelt […] Einmalige Kopien der elektronischen Version von Artikeln können ausgedruckt werden; die Ausdrucke dürfen vom Benutzer nur zum persönlichen Gebrauch gefertigt werden. Und weiter: So erhalten Autoren beispielsweise Freiexemplare (print) des Zeitschriftenheftes, in welchem sie veröffentlicht haben. Diese können sie dann nach Belieben verwenden. Autoren haben jedoch nicht Möglichkeit, das Original-PDF Ihres Artikels gegen eine Gebühr beim Verlag anzufordern.
- Wiley:
Wiley hält sich etwas bedeckt und verweist in Gestalt des Permissions Coordinator auf das Copyright Transfer Agreement (CTA) zwischen Autor und Verlag. Wenn der Autor nicht weis, was er mit dem PDF seines Artikels machen dürfe, hilft ihm der Verlag gerne weiter. Weitere Nutzungs“hinweise“ erhält der Autor zusammen mit den PDF-Dateien. Dies sei aber Sache zwischen Autor und Verlag und nicht öffentlich. Unser Senior Account Manager half mir aber weiter und schrieb: „Under the terms of our standard Copyright Transfer Agreement (CTA), signed by authors when submitting articles to most of our journals, the author is also allowed to send the PDF to „a colleague“ for that colleague’s own personal study. We would interpret the term „colleague“ fairly broadly in this instance to include scientists with whom the author is in contact in the same field. However, it could be somewhat against the spirit of the CTA if the author is sending copies to people who get in contact initially just to request a copy„.Sie baten mich hier noch hinzuzufügen: Wiley policies are subject to change and the information shown on this site may not be up to date.
Links:
– Reprint Requests > 100
– Reprint Requests < 100 = pay-per-view
– Wiley does not provide authors with PDF copies of their articles. Authors should consult their institution for access or purchase the document via Pay-Per-View.