Von Lambert Heller:
Olivers freundlicher Einladung zum Gastbloggen über die derzeit stattfindende Inetbib 2006 in Münster konnte ich natürlich nicht widerstehen. Noch bevor ich den ersten Satz zuende getippt habe muß ich hier auf der Eingabeseite für die Autoren feststellen, daß medinfo nicht nur über Kategorien, sondern auch über zahlreiche Kategorien mit hierarchischen Unterkategorien verfügt! Die Gelegenheit, in einem so gut durchorganisierten Weblog zu schreiben wird so oft nicht wiederkehren in meinem Leben, also ran an die Tastatur!
Zunächst allerdings muß ich mich beschweren. Die Bedingungen auf dieser Tagung sind keineswegs Blogautoren-freundlich. Schade, für eine Tagung bzw. Mailingliste, die ursprünglich mal „Internet in Bibliothek“ hieß. Es wäre nicht zuletzt eine Gelegenheit gewesen, sich von den bedauernswerten Zuständen diesbezüglich auf dem letzten Bibliothekartag positiv abzusetzen. Aber es gibt hier nicht mal einen neppischen T-Com-Hotspot, und erst recht eben kein WLAN für alle Teilnehmer. Und (leider auch dies nicht besser als auf dem Bibliothekartag) nur eine handvoll Internet-Stehterminals für die insgesamt mehreren hundert Teilnehmenden. Wiederum bleibt also nur das Ausweichen auf die – glücklicherweise nahegelegene, freundliche – ULB mit ihren zwar anmeldepflichtigen, aber dafür zahlreich vorhandenen Internet-PCs. Ist es geschmäcklerisch von mir, so ausführlich auf ein einziges organisatorisches Rahmendetail einzugehen? Ich denke nicht, denn gerade auf dieser 9. Inetbib-Tagung nehmen neuartige partizipatorische Webmedien wie Wikis und Weblogs einen viel breiteren Raum Raum ein als je zuvor. (Vgl. im Programm insbesondere die Workshops heute vormittag sowie im weiteren Verlauf die Blöcke 3 und 8.) Nun, sehen wir optimistisch der 10. Inetbib-Tagung entgegen und wenden uns nun noch kurz der inhaltlichen Seite der diesjährigen Tagung zu. 😉
Über heute vormittag hätte ich nur von demjenigen Workshop zu berichten gehabt, den auch Oliver besucht hatte. Nach den Grußworten ging es dann mit einer Reihe von Vorträgen vor dem gesamten Auditorium der Tagung weiter. Bei einer solchen Gelegenheit über Datensicherheit an der Hochschule vortragen zu müssen ist in meinen Augen ein undankbarer Job. Wer mag schon über Viren und verlorene Paßwörter nachdenken wenn unmittelbar davor und unmittelbar danach von der Vision einer „enhanced Science“ die Rede ist, die in zehn Jahren dazu führen könnte, daß alle Informationn jedem sofort ohne weiteres zur Verfügung stehen? (Diese Aussage zum Thema eScience ist ein nicht-wörtliches Zitat eines Statements von Norbert Lossau im selben Vortragsblock.) Diese Aufgabe wurde von Herrn Klotz-Berendes (FH Münster) jedenfalls gut erledigt, wobei mir der Übergang von der hübschen allgemeinen Darstellung der Ziele und Probleme hin zu einigen sehr konkreten Lösungsansätzen wie den ausführlich behandelten eTokens nicht ganz eingeleuchtet hat. Und wenn man eine solchen Lösung ausführlicher behandelt, hätte man nicht auch darauf hinweisen können, daß sich eTokens auch zusammen mit Open-Source-Verschlüsselungssystemen wie Truecrypt oder GnuPG einsetzen lassen?
Wie dem auch sei, der anschließende Vortrag über die konkrete Umsetzung von Open Access an der Hochschule bot mir persönlich nur wenig Neues, was vor allem daran liegt, daß ich Norbert Lossau – noch-Bielefeld, demnächst-Göttingen – bereits auf dem oben erwähnten Bibliothekartag gehört hatte und bei den netbibs das Thema bekanntlich ohnehin sehr präsent ist. Eine kleine Enttäuschung erwartete den Inetbib-Besucher, der neugierig gleich das neue OA-Informationsportal www.openaccess-germany.de besuchen wollte und feststellen mußte, daß es sich (hoffentlich nur bisher?) um einen mit Anzeigen zugepflasterten Website-Parkplatz eines Domänen-Registrars handelt. Schön an Lossaus Darstellung jedenfalls die Darstellung alltäglicher Probleme und Problemchen. Nicht jedes davon muß an jeder Bibliothek erneut durchlitten werden – ein Beispiel für einen gewissen praktischen Nutzen von Tagungen dieser Art. Abgerundet wurde der Block durch einen Vortrag Eric Steinhauers über die Möglichkeit und Unmöglichkeit der rechtlichen Durchsetzung von OA. Von diesem Vortrag hätte ich das eine oder andere nette kleine Foto zu zeigen gehabt, aber ich sehe an diesem Internetarbeitsplatz hier gerade keine Möglichkeit, über einen USB-Port diese Bildchen von meiner Kamera herunterzukratzen. Womit dieser Beitrag dort schließt, wo er angefangen hatte, nämlich den bedauerlicherweise nicht optimalen Bedingungen, die Diskussionen auf derund über die Inetbib-Tagung nahtlos im elektronischen Medium fortzusetzen.
Ach, eines noch. Der Höhepunkt des Tages war für mich, Kollegen „live“ zu sehen und zu sprechen, die ich bis dahin weitgehend oder ausschließlich virtuell kannte. Edlef, Markus und Jintan, toll daß ihr auch hier seid!
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