Ab dem 1.1.2007 wird es in der Zweigbibliothek Medizin der Universitäts- und Landesbibliothek Münster keine Zeitschrift mehr geben, die nicht online verfügbar ist. Die naheliegende Frage lautet „Wieso?“ oder – je nach Standpunkt auch – „Wieso erst jetzt?“.
Bisher hatten wir Onlineversionen von abonnierten Print-Zeitschriften immer „auf Zuruf“ lizenziert. Wenn Bedarf war, dann haben wir die Onlineversion gekauft. Diesen Umstellungsprozeß wollten wir nun etwas systematischer betreiben. Die Gründe dafür liegen auf der Hand:
- Es ist bedarfsorientiert: die Fakultät greift nur noch vom Arbeitsplatz auf die Titel zu
- Auch Studenten benutzen den Onlinezugang immer selbstverständlicher
- Zeitschriften, die nur gedruckt vorliegen, werden negiert, die Bibliothek hat Kosten aber keine Nutzung
- Es ist übersichtlicher und einfacher für den Nutzer, wenn es einen singulären und wohl definierten Zugang zu allen Titeln gibt (das wird durch Archiv- und Nationallizenzen ab Jahrgang 1 unterstützt).
- Der Ausdruck von Online-Titeln ist in der Bibliothek problemlos möglich
- Es ist wirtschaftlicher und effizienter. Geschäftsgänge können vereinfacht werden
- Die Transition zu eJournals ist nach 10 Jahren abgeschlossen (das sagt auch Derk Haank und der muß es wissen)
- Online-Backup-Lösungen sind etabliert und erprobt, man braucht kein Print-Backup mehr um jeden Preis (ausser für einige wenige Top-Titel)
Wie sind wir vorgegangen? Nach Sichtung unseres Bestandes stellten wir fest, dass von unseren 1500+ Titeln lediglich etwa 60 Titel nicht bereits online abonniert waren. Die Umstellung war bei den meisten kein Problem. Zurück blieben einige wenige Verlage mit insgesamt ca. 10-15 Titeln, die überhaupt gar keine Onlineversion zu ihren Zeitschriften anboten (darunter so renommierte Titel wie z.B. die Münchener Medizinische Wochenschrift). Diesen Verlagen haben wir dann folgendes Formschreiben zugestellt:
Sehr geehrter Verlag XY, seit mehreren Jahr(zehnt)en abonnieren wir Ihren geschätzten Titel „ABC“. Seitdem wir jedoch nahezu alle unsere Zeitschriften auch in elektronischer Form anbieten, ist die Nutzung der lediglich gedruckt vorhandenen Titel – wie der Ihre – fast auf Null zurückgegangen. Diese Beobachtung wird auch durch unsere Nutzerstudien bestätigt: Für unsere Klientel – rund 3.000 Studenten sowie 1.300 Ärzte und Wissenschaftler – ist das Internet der alleinige Standardzugang zu medizinischer Fachliteratur geworden. Wenn eine Zeitschrift nur in Print vorliegt, wird sie nicht mehr gelesen. Sie werden sicher verstehen, dass wir in diesen Zeiten keine Medien kaufen können, die nicht benutzt werden.
Da Ihre Zeitschrift nach unseren Informationen nur in gedruckter Form vorliegt, bleibt uns deshalb nichts anderes übrig, als sie aus unserem Angebot zu streichen. Sollte unser Wissensstand veraltet sein und Sie wider Erwarten doch eine Internetausgabe zu „ABC“ anbieten, so bitte ich Sie um die genauen Subskriptionsinformationen.
Ich halte Sie über die Antworten auf dem Laufenden. 🙂