Ich weiß nicht, wer von Ihnen das schottische GIN-Net kennt. Wider Erwarten handelt es sich hier nicht um eine Internetdestillerie, sondern um das Guidelines International Network (korrekt abgekürzt G-I-N). Diese non-profit Organisation (gegründet 2002) ist das einzige (?) internationale Leitlinienregister und hat sich der Verbesserung von Verbreitung und Qualität medizinischer Leitlinen verschrieben. GIN versteht sich in erster Linie als Serviceeinrichtung für Hersteller von Leitlinien (wie z.B. AWMF, ÄZQ, NICE). Insgesamt sind 63 Institutionen mit 3.300 Leitlinien Mitglied bei GIN. GIN ist damit ism die größte Volltext-Leitliniendatenbank der Welt. PubMed indexiert zur Zeit zwar 9.540 Practice Guidelines, davon liegen aber nur 1.559 im freien Volltext vor.
GIN stellt die Leitlinien nicht kostenfrei für jedermann zur Verfügung, man muß Mitglied sein. Was kostet der Zugang? Der Principal Officer kommt aus Münster, so daß ich den Lokalvorteil nutzen konnte, um etwas mehr über die Zugangsmöglichkeiten zu erfahren, als die langsame und unübersichtliche Homepage preisgeben wollte: Institutionen wählen meist die 2.500 €-Mitgliedschaft, für den sie mit 25 PCs auf GIN zugreifen können, Einzelpersonen sind mit 250€ dabei. Die Summen sind eher für die mit der Mitgliedschaft verbundenen Vorteile des Netzwerks (Austausch, Verbesserung, Support) gedacht als für dein reinen Zugriff auf die Leitlinien, da diese meist – insbesondere der hochqualitative Teil – zu einem großen Teil ‚open access‘ sind, d.h. von den Herstellern frei verfügbar ins Internet gestellt werden, siehe AWMF (einige hundert), ÄZQ (tausend?, länderübergreifend), UK-Guidelines (> 1.500), National Guideline Clearinghouse (1.833).
Value for Money: Mir stellt sich die Frage, ob der Mehrwert, den Aggregatoren wie GIN oder Ovid erzeugen, die geforderten Preise für eine im Prinzip frei verfügbare Ressource rechtfertigt. Time will tell.
GIN will in Zukunft auch ein Leitlinien Clearing Verfahren anwenden, d.h. Leitlinien qualitativ bewerten.