Gerhard Fröhlich, Autor zahlreicher Publikationen hat einen lesenswerten Aufsatz zum Thema Peer Review vorgelegt: Informed Peer Review – Ausgleich der Fehler und Verzerrungen?
Der Beitrag bietet einen guten Überblick über die Problematik von Peer Review; besonders interessant ist der Abschnitt „Notwendige Reformen des wissenschaftlichen Publikationswesens – zu spät?“
- „Es sollte daher nicht nur das Peer Reviewing verbessert, sondern das wissenschaftliche Journalwesen insgesamt reformiert, Journale einem Akkreditierungsprozess unterzogen werden. Herausgabe und Begutachtung sollte unter konsequenter Nutzung informationswissenschaftlicher Techniken erfolgen. Plagiate wären z.B. mittels der „related documents“-Funktion (=Nachweis von Dokumenten mit ähnlicher Zitationsstruktur) leicht eruierbar. Forbildung von Herausgebern und Gutachtern (oder Beistellung einschlägig qualifizierter AssistentInnen), der Einsatz professioneller Datenbanken und Plagiatsüberprüfungssoftware wären für „informed peer review“ unverzichtbar, aber kostenintensiv…„
- „Abschließend ein Gedankenexperiment: Publizieren ohne Peer-Review-‚Zensur‘ könnte die Qualität wissenschaftlicher Publikationen erhöhen. Öffentliche Kritik oder gar Aufdeckung als Plagiator oder Fälscher durch „Peer Monitoring“ ist blamabler als geheime Beanstandung hinter den Kulissen. Konventionelle Evaluation befrachtet die wissenschaftliche Kommunikation mit den Personalbewertung- und Mittelverteilungsproblemen der Ministerien und Institutionen: Wir sollten vielleicht Mut aufbringen, hier neue Formen zu entwickeln, zwecks Stärkung geschwächter epistemologischer Funktionen wissenschaftlicher Kommunikation (Kritik, kognitive Konkurrenz, Theorien- und Methodenpluralismus) – und damit Förderung der „Wettbewerbsfähigkeit“ und Innovationskraft der europäischen Wissenschaft.„
Der Beitrag erscheint gedruckt in:
Gerhard Fröhlich, 2006, „Informed Peer Review“ – Ausgleich der Fehler und Verzerrungen? In HRK ( Hochschulrektorenkonferenz), Hg., Von der Qualitätssicherung der Lehre zur Qualitätsentwicklung als Prinzip der Hochschulsteuerung. Bonn, 193-204.