Heute hatte ich mehr Glück mit meinen Vorträgen – lag’s an meiner neuen mutigen Strategie des Sessions-Springens oder an geschrumpften Erwartungen? Bis auf einen grottenschlecht übersetzten kubanischen Vortrag, einen nicht übersetzten aus Costa Rica und einem englischen Vortrag in Stakkato habe ich heute viel gelernt. Der Tag startete – nach der üblichen einstündigen Busfahrt vom Hotel zum Convention Center – mit dem Panel Nummer 3: eHealth and ePatient: a new health culture?
Salah Mandil, Senior Consultant for ITU – Switzerland, berichtete über die Entwicklung des Begriffs „eHealth“ (und seine eigene, unmassgebliche Rolle dabei 🙂 ) aus den Ursprüngen Electronic Data Processing in Health, Medical Informatics, Health Telematics, TeleMedicine und TeleHealth: The medical informatics to eHealth evolution, and its value to the Health Care services. Zur Zeit gibt es kein einziges Gesundheitssystem (GS) auf der Welt, dass nicht eine Krise und Reform durchmacht und innerhalb dieses Prozesses auch die Information & Communication Technology des GS verstärkt. Interessant wie immer die Beispiele: Mozambik hat insgesamt nur 5 Radiologen, von denen drei in der Haupstadt sitzen. Mittels Telepathologie per Satellit können diese Röntgenbilder aus dem ganzen Land begutachten.
Der Vortrag von Sally Stansfield: Cost effectiveness of investment in information systems and technologies fiel leider aus – schade, ich hätte mir gerne angehört, welche Rolle die Bill and Melinda Gates Foundation in eHealth spielt. Frau Stansfield ist dort Associate Director, Global Health Initiatives.
Petra Wilson, Deputy Director, European Health Management Association – Belgium, hielt dann eine flammende Lobrede von eHealth und wie es unser ganz persönliches Leben als Patienten to-be fundamental verändern und verbessern könnte: My health / my eHealth: meeting the challenges of making eHealth personal. Sie sprach das erste Mal vor Bibliothekaren und war sichtbar bemüht, uns in das Boot „überzeuge die Finanzminister, ärzte und Stakeholders von der Bedeutung von eHealth für unser aller Gesundheit“ zu holen: Money makes the world go round & The challenge is ours! Und sicher: Wir erwarten von unserer Kreditkarte, problemlos in allen Ländern der Welt zu funktionieren – doch die weltweit arbeitende, ’noch lebensrettendere‘ Elektronische Patientenkarte gibt es leider noch nicht.
Fernando Lolas Stepke, Director, Bioethics Regional Program, PAHO/WHO – Chile, widersprach dann kräftig und erinnerte in Las dimensiones del progreso patógeno: ética de la información sobre salud en Internet an die ethischen Grundlagen unseres Handelns, und dass wir nicht von der ökonomie unser Leben bestimmen lassen sollten. Oft würden Innovationen nur um ihrer selbst Willen eingeführt oder um den Computerherstellern neue Profite zu sichern, aber keiner fragt, ob es wirklich Sinn macht, d.h. unsere Arbeit / Gesundheit erleichert und verbessert.
Nach der Kaffeepause (hier gibt es tiefschwarzen Brasilianer in schnapsgrossen Plastikbecherchen ad libidum, die erst in Zucker ertränkt halbwegs trinkbar waren) verloren die Vorträge im Panel 4 (Health Libraries) nach dem heruntergerasselten von MJ Tooey, President, Medical Library Association – USA „Health libraries in developed countries: many options, complicated issues“ etwas an Tempo. Tooey’s Vortrag war trotz des Titels nicht auf „developed countries“ ausgerichtet, es ging um Medizinbibliotheken im allgemeinen (work tirelessly!) – die in der 3.Welt hätten lediglich dazu noch „Problems with Electricity“.
Anjana Chattopadhay, Director, National Library of Medicine – India, begeisterte uns in Evaluation of health and biomedical information resources and services in South East Asian Region nicht gerade mit ihrer seitenlangen Auflistung der vielen verschiedenen Medizinbibliotheken der Region – vorgetragen nicht als Powerpoint-Präsentation, sondern als Word-Dokument mit einer von mir nicht mehr lesbaren Schrifttype. Immerhin lernte ich, dass einen indonesischen und einen thailändischen Index Medicus gibt, und dass – wenn wundert’s – Journals oder Artikel aus/über diese asiatischen Länder in westlichen Journalen bzw. PubMed stark unterrepräsentiert sind.
Pedro Urra, Director, CNICM, InfoMed – Cuba, begeisterte weniger durch seine spanischen Folien oder die schlechte Übersetzung als durch seine Sprachgewalt und Gestik, die – nicht nur entfernt – an den Maximo Leader erinnerte: Virtual Health Libraries and local information flows: information flow and information sources dynamic. Beeindruckend die Zahl von 1.776 Computer, die nur für den Zugang zur virtuellen Medizinbibliothek BVS in Kuba aufgestellt wurden. Er bemerkte ferner sehr richtig, dass „Access to global health information is not enough to improve the health of citizens of developing countries.“
Ibrahima Bob, President, Association for Health Libraries in Africa – Senegal, zählte in seinen Vortrag über Access to health information in Africa: between yesterday and tomorrow die verschiedenen Barrieren für den Zugang zu Gesundheitsinformationen auf: Geld, Klima und Elektrizität. Er appellierte dringend an alle Sponsoren, Afrika hier nicht zu vergessen.
Die im nachfolgenden Vortrag vorgestellte WHO-Initiative „Global Health Library“ wurde allgemein als Hoffnungsträger für die Entwicklungsländer angesehen: Health libraries present and future: the Global Health Library perspective by Najeeb Al-Shorbaji, Coordinator, Health Information Support, WHO Regional Office for the Eastern Mediterranean – Egypt.