Wenn KI Unsinn verbreitet: Der Fall „Vegetative Electron Microscopy“

Da gab es wohl ein „Missverständnissen“ zwischen Mensch und KI, wahrscheinlich jedenfalls. Ein interessanter Fall, den die Webseite „Retraction Watch“ berichtet:

As a nonsense phrase of shady provenance makes the rounds, Elsevier defends its use – Retraction Watch

Das nachfolgende hat ChatGPT für unsere eher deutschsprachig orientierten Leser*innen daraus gemacht (Version 4o, 04.03.2025)

Wenn KI Unsinn verbreitet: Der Fall „Vegetative Electron Microscopy“ – Wie Fake Science die Wissenschaft unterwandert

In der Welt der Wissenschaft geht es um Fakten, Präzision und verlässliche Erkenntnisse – so sollte es zumindest sein. Doch was passiert, wenn unsinnige Begriffe plötzlich in wissenschaftlichen Publikationen auftauchen und sich unkontrolliert verbreiten? Ein bizarrer Fall zeigt, wie Künstliche Intelligenz, Betrugsnetzwerke und nachlässige Verlage die Wissenschaft unterwandern können.

Der rätselhafte Begriff: „Vegetative Electron Microscopy“

Der Begriff „Vegetative Electron Microscopy“ klingt auf den ersten Blick technisch und anspruchsvoll – doch er ergibt schlicht keinen Sinn. Weder in der Biologie noch in der Materialwissenschaft gibt es eine anerkannte Methode mit diesem Namen. Trotzdem schaffte es der Begriff in zahlreiche wissenschaftliche Publikationen, bis ihn ein aufmerksamer Chemiker entdeckte.

Der russische Wissenschaftsjäger, der unter dem Pseudonym Paralabrax clathratus auftritt, stieß 2022 auf den Begriff in einer renommierten Fachzeitschrift von Springer Nature. Er kommentierte den seltsamen Ausdruck auf der Online-Plattform PubPeer, die zur Aufdeckung von wissenschaftlichem Fehlverhalten dient. Der Fall zog schnell weitere Experten an, darunter der Softwareentwickler Alexander Magazinov, der über Google Scholar weitere Artikel mit der gleichen unsinnigen Phrase fand – viele davon von iranischen Autoren.

Woher kommt der Unsinn?

Die spannendste Theorie zur Herkunft des Begriffs stammt von Magazinov selbst: Ein digitalisierter Artikel aus dem Jahr 1959 könnte der Ursprung sein. Damals erschien das Wort „vegetative“ in der linken Spalte einer wissenschaftlichen Arbeit, während „electron microscopy“ in der rechten Spalte stand. Eine KI oder ein automatisches System könnte diese Begriffe fälschlicherweise miteinander kombiniert haben – ein groteskes Beispiel dafür, wie Maschinen unsinnige Begriffe erschaffen, die dann von betrügerischen Netzwerken übernommen werden.

Paper Mills – Fabriken für Fake Science

Die Verwendung solcher unsinnigen Phrasen gilt als „Fingerprint“ – ein verräterisches Zeichen, dass eine sogenannte Paper Mill am Werk war. Paper Mills sind organisierte Betrugsnetzwerke, die gefälschte wissenschaftliche Artikel im großen Stil produzieren und gegen Bezahlung an Wissenschaftler verkaufen. Diese Artikel werden oft mit KI-generierten Texten, falschen Daten und erfundenen Begriffen gefüllt, um Plagiatssoftware zu umgehen.

Der Problematic Paper Screener, ein automatisiertes Tool, das jede Woche 130 Millionen Artikel durchsucht, hat bereits dutzende Publikationen mit der Phrase „Vegetative Electron Microscopy“ entdeckt. Besonders häufig tauchten die Artikel in der Zeitschrift Environmental Science and Pollution Research von Springer Nature auf – doch auch der Verlag Elsevier verteidigt den Begriff in einer eigenen Publikation.

Elsevier in der Kritik

Ein Artikel im Elsevier-Journal Industrial Crops and Products aus dem Jahr 2024 beschreibt die Verwendung von „Vegetative Electron Microscopy“ zur Untersuchung von Bakterienzellulose. Als die Redaktion auf den Fehler angesprochen wurde, verteidigte sie den Begriff mit der Begründung, er sei eine Kurzform für „Elektronenmikroskopie von vegetativen Strukturen“.

Doch Kritiker wie Magazinov halten das für eine faule Ausrede. Für ihn ist klar: Hier wird Unsinn wissenschaftlich verbrämt, anstatt die eigenen Qualitätskontrollen zu verbessern.

Was bedeutet das für die Wissenschaft?

Der Fall zeigt eindrucksvoll, wie tief Fake Science mittlerweile in die wissenschaftliche Literatur eingedrungen ist. Die Kombination aus betrügerischen Netzwerken, Künstlicher Intelligenz und nachlässiger Peer-Review-Praxis gefährdet die Glaubwürdigkeit der Wissenschaft. Während große Verlage wie Springer Nature zumindest einige Artikel zurückziehen, bleibt Elsevier bislang bei seiner fragwürdigen Verteidigung.

Die Enthüllungen werfen drängende Fragen auf: Wie viele ähnliche Phrasen geistern noch durch die Literatur? Und wie können Verlage verhindern, dass KI-generierte Fake Science unbemerkt veröffentlicht wird?

Fazit: Wachsam bleiben!

Wissenschaft lebt von Transparenz, Genauigkeit und Vertrauen. Fälle wie dieser zeigen, wie dringend bessere Kontrollmechanismen und unabhängige Prüfverfahren gebraucht werden. Bis dahin bleibt es an engagierten Einzelpersonen wie Paralabrax clathratus, Magazinov und anderen Wissenschaftsjägern, die Augen offen zu halten und Fake Science aufzudecken – bevor der Unsinn sich weiter in der Literatur ausbreitet.

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