Was passierte heute Vormittag?
8:30 – 9:45 Coffee/Breakfast; Proposal of unconference sessions
Auf ein Whiteboard konnten Vorschläge zu weiteren Konferenzthemen notiert werden, über die in der ersten Kaffeepause abgestimmt wurden. Obwohl dieses Proposal schon lange online war, kamen sich erst jetzt viele Ideen auf. Anonym etwas auf eine Tafel schreiben scheint doch für viele einfacher, als in einem weltweiten Message Board etwas zu posten.
10:00 – 10:30 Keynote: Ben Goldacre Bad Science
Ben sprach hauptsächlich über seinen Blog und seine Kolumne im Guardian über Bad Science: Quacksalberei, wissenschaftlich unbewiesene Behauptungen und Heilungsversprechungen, um Leuten das Geld aus der Tasche zu ziehen. Er war sehr nett und witzig, nur leider für mich überhaupt nicht zu verstehen, da er ein sehr schnelles und vernuscheltes Englisch sprach. Seine Kolumne ist aber Geld wert. Unbedingt lesen! Z.B. über Prof. Bill Nelson, den Erfinder der Quantum Xrroid Consciousness Interface-Maschine, die alle 55 Trillionen Körperzellen mit Lichtgeschwindigkeit scannt. In einem Trailer über sein Leben(?) singt der liebe Professor auf einem Barhocker sitzend das schaurig-schöne Lied „The only medicine is Natural Homoeopathy“ – da gibt es doch so ein Volk in Nordwest-Europa, die für schräg-originelle Rituale berühmt sind? 😉
10:30 – 11:30 Panel: The scientific life, exposed.
Jenny Rohn, Grrl Scientist, Anna Kushnir. Moderated by Mo Costandi.
Was mich bei dieser reinen Frauen-Session am meisten gewundert hat (Mo hielt sich angenehm zurück), war das schlechte Bild der Panelisten von ihrer Wahrnehmung in der Öffentlichkeit. Nach ihrer Meinung sind „Mistrust of scientists … common, and misinterpretation of scientific results rampant.“ Vor meinen Augen entstand das unbeschreibliche Bild von Wissenschaftlern als einer raren und sich unverstanden und vor allem ungeliebt fühlenden Spezies (Da fällt mir ein: Wie frappierend ähnelt dieses Bild dem vieler Verleger!! In Parenthese: Muß mal drüber nachdenken, wie es um das Selbstbild der Bibliothekare steht). Einfast schon verzweifelter Appell: „Scientists could be human beings as well.“ Oder beruhigend: „The public is not scary, it’s ok to be a scientist.“ Immer wieder klingt aus solchen und ähnlichen Sätzen durch, dass die Sprecher negative Erfahrungen gemacht/gehört haben. Eine Hauptmotivation des Bloggen ist denn auch, sich der Öffentlichkeit verständlich zu machen, die – tiefe – Kluft zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit zu überwinden, aber auch insbesondere: Anerkennung zu finden. „Ich habe jetzt soviel Zeit und Geld in meine Ausbildung investiert, da möchte ich auch, dass dies wahrgenommen wird, dass mein Wissen als positiver Beitrag für die Gemeinschaft wertgeschätzt wird.“ So oder so ähnlich äußern sich einige Blogger. In welchem Film bin ich? Oder lebe ich als Bibliothekar in einer heilen Welt? Die Anwesenden sind doch nicht alles Evolutionsbiologen oder Pharmakologen, die andauernd gegen Kreationisten oder Homöopathen ankämpfen müssen!? Ornithologin Grrlscientist schiebt denn auch ein versöhnliches „My job [as a science blogger] is to figure out how to make science speech to you. I love to tell people how much we know about birds“ nach.
Viele äußern, dass Bloggen für sie wie Therapie ist. Der Frust mit dem – oft isolierten – Arbeiten im Labor und mit der öffentlichen Wahrnehmung ist ja irgendwie verständlich. Vielen scheint es ein inneres Bedürfnis zu sein und für manch einen sogar ein heilsamer Akt, sich den Frust von der Seele schreiben zu können, Gleichgesinnte zu finden und vielleicht ein bißchen Anerkennung. Beide Antriebsfedern (blogging for public / for me) scheinen sich die Waage zu halten.
11:45 – 12:30 Morning breakout sessions.
Bei den drei Parallel-Sessions heute morgen, entschied ich mich für Session Nr.3, da ich am Abend vorher mit Maxine eine wirklich hochinteressierte und engagierte Nature-Editorin kennengelernt habe und mir viel von ihrem Vortrag versprach. Ich verpasste also: Breakout 1: There’s a giraffe on my unicycle: Can blogging unlock your creativity? Claire Dudman, Brian Clegg and Henry Gee und Breakout 2: How to make friendfeeds and influence people Matt Wood An introduction to microblogging and aggregation services (such as Friendfeed, Twitter, Tumblr etc), before opening things up to a discussion on their use in science, open notebooks, etc.
Breakout 3: How to enhance your blog Maxine Clarke and Euan Adie
Once you have decided to blog, what kind of blog do you choose? Blogging within a network, blogging on a stand-alone platform, group blogging, or microblogging all have advantages and disadvantages, as we will outline. However you blog, it is all about communication and conversation, and we’ll be revealing some of the things you can do to increase your internet presence, whether you are just a bit of a magpie (Maxine) or a bedroom coder (Euan), or at some point in between. We hope to have a lively discussion with participants about these topics.
Maxine did a splendid job of covering all the different aspects of how and why writing a blog. Hopefully her presentation will be put on the Net shortly. Euan Adie war leider nicht zu verstehen, die Folien winzige Screenshots, aus der letzten Reihe nicht entzifferbar. Der heutige Morgen war insgesamt ein bißchen flau, wenig Neues – von den Gesprächen in den Pausen abgesehen. Insofern ähnelt diese Konferenz doch auf erfrischende Weise den üblichen Nichtblogger-Konferenzen.
Es gibt jetzt auch eine Friendfeed-Gruppe zur Konferenz. Was ist Friendfeed? „FriendFeed enables you to keep up-to-date on the web pages, photos, videos and music that your friends and family are sharing… it’s easy to start discussions about shared items.“ Also eine Kreuzung aus Libworm und Facebook? Muß ich bei Gelegenheit mal ausprobieren.