In der Stellungnahme der DBV-Verhandlungsgruppe zu Reaktionen auf die gemeinsame Stellungnahme von Börsenverein und DBV wird nichts Neues bekannt, aber mal endlich Tacheles gesprochen.
Die STM-Verlage hatten sich über zwei Jahrzehnte daran gewöhnt, exorbitante Preissteigerungen bei den Bibliotheken durchsetzen zu können. […] um die hohen, von den Shareholdern erwarteten Gewinne zu sichern, […] kämpfen insbesondere die STM-Verlage darum, das Kopierrecht voll in ihre Hand zu bekommen. Die Regierungsvorlage will ihnen in der Regelung des § 53a dafür ideale Voraussetzungen schaffen.
Das Bundesministerium für Bildung und Wissenschaft (BMBF) hat den DBV und den Börsenverein in dieser Situation schriftlich aufgefordert, einen Kompromiss zu finden, der den Interessen der Wissenschaft wie der Wissenschaftsverlage Rechnung trägt. Damit hat sich die einzige noch realistische Chance ergeben, das drohende gesetzliche Monopol der Verlage im elektronischen Dokumentlieferbereich noch zu verhindern. Mit diesem Ziel wurden die Verhandlungen von Börsenverein und DBV aufgenommen – hätte man sich diesen Verhandlungen verschließen sollen?
Nimmt man diese rhetorische Frage mal ernst: Gäbe es Alternativen? Einen Mangelzustand aus strategischen Gründen bewußt in Kauf zu nehmen? Die Politiker (und Wissenschaftler) gegen die Wand laufen zu lassen? Sich für weitere (wichtigere!) Kampagnen eine reine Weste bewahren?
Die Monopolsituation der Verlage bei elektronischen Angeboten soll durch eine gesetzliche Zwangslizenz begrenzt werden, die für alle Bibliotheken – als Lizenznehmer sowie Besteller und Lieferanten im Rahmen des Leihverkehrs und der Dokumentlieferung – angemessene Bedingungen sichern. Dies bedeutet, dass der aggressiven Preispolitik der großen Zeitschriftenmonopole Einhalt geboten werden kann.
Angesichts der real existierenden One-Click-Nutzungsmentalität (was nicht mit einem Klick zugreifbar ist, existiert nicht) ist dies meines Erachtens nur ein frommer Wunsch. Wir erleben jetzt schon ein stetes Wegbrechen der Fernleihe im wissenschaftlichen Bereich – die Fernleihe ist ein Nebenkriegsschauplatz, es geht um Open Access auf Alles! Hätte man sich für dieses längerfristige Ziel nicht besser dem Werben der Tagespolitik entziehen sollen? Jetzt ist der Wagen vielleicht wieder notdürftig repariert und wird mit Knirschen und Kreischen eine Zeitlang weiterfahren können – aber interessiert das überhaupt jemanden? Das muß man sich mal auf der Zunge zergehen lassen: Was letztendlich mit heftigen Erschütterungen des Bibliothekswesens und Lachanfällen auf Verlegerseite erkauft wurde, sind nicht weiterverarbeitbaren Scans mit unleserlichen Abbildungen – demnächst von vorne bis hinten DRM-geschützt!
(allmählich wird’s kompliziert, was ich nun schreibe ist die Stellungnahme von Oliver Obst auf die Stellungnahme der DBV-Verhandlungsgruppe zu Reaktionen auf die gemeinsame Stellungnahme von Börsenverein und DBV.
Wenn jetzt jemand noch einen Kommentar schreiben würde (bitte nicht!!!), ist dieser dann wohl die Reaktion auf die Stellungnahme von Oliver Obst auf die Stellungnahme der DBV-Verhandlungsgruppe zu Reaktionen auf die gemeinsame Stellungnahme von Börsenverein und DBV 😯 )